Die Verdammten

 

Der Dschungel aus Beton: Sie waren schon auf dem Weg nach draußen, als im Parkhaus des Einkaufszentrums plötzlich die Erde bebte. Aus dem Boden, durch den Beton, wuchsen urplötzlich riesenhafte Bäume und Dschungelpflanzen. Eine kleine Gruppe Menschen – Beth und ihre Tochter Candice, Paul, Bruce sowie Harold, seine Frau und sein Enkel – sind eingeschlossen, einen Weg nach draußen gibt es nicht mehr. Notgedrungen verbringen sie die Nacht zusammen, immer in der Hoffnung auf Rettung. Doch die Tage vergehen, ohne dass jemand kommt. Das Parkhaus verfällt zusehends, während Pflanzen und Tiere die Oberhand gewinnen. Auch die Menschen verändern sich; obwohl sie nur eine kleine Gruppe sind, gibt es bald Streit und Tote. Gibt es überhaupt noch Hoffnung auf Rettung?

 

Einerseits spannend geschrieben, aber die Charaktere bleiben leider eher farblos. Wer sie sind, was sie machen erfährt man gar nicht oder nur am Rande. Greifbar dagegen sind Schock und Angst und das Unbegreifliche an der Situation. Die charakterliche Veränderung innerhalb der Gruppe geht sehr schnell vonstatten – fast schon zu schnell: Ein Mitglied verliert schnell jegliche Hemmung vor Mord und Vergewaltigung, ein anderes dagegen muss über sich herauswachsen, um Leben zu retten. Trotzdem bleiben manche Handlungsweisen der Protagonisten nicht nachvollziehbar und unlogisch.

 

Der Dschungel von nebenan: Einst waren Bill und Mark Freunde und standen auf der gleichen Seite. Als Vollstrecker beschützten sie die Menschen ihrer Zuflucht vor Mördern und Menschenjägern. Bis Mark eines Tages mit einer Gruppe Männer die Zuflucht verließ und seinem Wahnsinn freien Lauf ließ: Morden, Vergewaltigen, Rauben. Denn in seinen Augen gibt es das normale geregelte Leben in der neuen Dschungelwelt nicht mehr. Doch Bill besitzt etwas, das Mark begehrt: Maddy. Und so entschließen sich Mark und seine Kumpane, das Asyl zu überfallen und für sich zu beanspruchen – und nur die dort lebenden Frauen leben zu lassen. Eine Nacht unendlicher Gewalt beginnt.

 

Diese Geschichte spielt zeitlich einige Monate nach der Katastrophe. Menschen haben sich zu Gruppen zusammengeschlossen; manche sind friedlich und versuchen, das Leben des Vorher aufrecht zu erhalten, andere wiederum sind gefährlich und leben nach dem Motto „Der Stärkste überlebt“. Hier sind die Charaktere etwas besser ausgearbeitet als im vorherigen Teil. Aber auch hier erfährt man kaum etwas Persönliches, wie beispielsweise von ihrem früheren Leben und wie es ihnen seither ergangen ist. Die Beschreibungen der Gewalttaten werden allerdings hier häufiger und detaillierter beschrieben als im ersten Teil.

 

Der Dschungel der Großstadt: Ben ist 13 und lebt seit 4 Jahren in einem Rudel. Die Regeln dort besagen, dass Junglöwen ab einem gewissen Alter das Rudel verlassen und allein zurecht kommen müssen. So macht er sich auf den Weg, eine neue Heimat zu finden und zu überleben. Nick ist seit einigen Jahren allein unterwegs, immer auf der Hut vor Baum- oder Tunnelbewohnern oder Löwen. Als er eines Tages von Baummenschen gefangen genommen wird, hat er fast schon mit seinem Leben abgeschlossen. Durch eine Sturmflug, die den Dschungel heimsucht, kann er entkommen. Aber wird er überleben?

 

Der dritte Teil spielt in einer Zeit ca. vier Jahre nach dem Vorfall, der Australien zum Dschungel machte. Die Menschheit hat sich geteilt: Tunnelbewohner leben hauptsächlich unter der Erde und ernähren sich von Aas; Baummenschen leben hoch oben in den Wipfeln und leben von in ihre Fallen gegangenen Tiere und Menschen. Die stärkste Gruppe, die Löwen, leben in Rudeln mit Strengen Regeln und Rangordnungen. Sie jagen und überfallen andere Stämme und einzeln umherziehende Menschen. Hier laufen zwei Erzählstränge parallel: Ben und Nick. Von beiden erfährt man immer nur das, was gegenwärtig geschieht, so dass man beiden im Wissensstand nie voraus ist. Die kurzen Kapitel und vielen Wechsel der Stränge tragen allerdings nicht dazu bei, dass man den Protagonisten näher kommt und mit ihnen mitfiebert.

 

Der Erzählstil von Brett McBean ist – trotz beschriebener Gewalttaten – eher distanziert. Ich konnte mit keiner der Personen eine Verbindung aufbauen, dazu blieben sie zu blass und manche waren auch viel zu kurz ein Teil der Geschichte, so schnell kamen sie (meist gewaltsam) ums Leben.

 

Das Buch ist unterteilt in drei Geschichten, deren Chronologie aufeinander aufbaut. In allen Teilen war eine gewisse Weiterentwicklung zu spüren war (wenn auch keine Positive), aber leider fehlte eine Erklärung, warum es zu dieser Naturkatastrophe kam. Auch gab es in jedem Teil neue Protagonisten, hier hätte ich es besser gefunden, wenn man durchgängig die gleichen Personen hätte „begleiten“ können. Was mir vor allem im dritten Teil auffiel war die Sprache der vor allem jüngeren Kinder. Manche sind im Dschungel aufgewachsen, sprachen aber trotzdem die „normale“ Jugendsprache und konnten sich an Handies und Spielekonsolen erinnern.

 

Ein Endzeit-Thriller einer etwas anderen Art, der aufzeigt, wozu Menschen fähig sein können. Allerdings hätte ich – anhand der Rezensionen seiner anderen Bücher – mehr Brutalität erwartet.

 

Mai 2014

Festa, ISBN 978-3-86552-292-4

Taschenbuch, 592 Seiten

VÖ: April 2014