Bird Box – Don’t open your eyes

 

Von einem Moment auf den anderen werden die Menschen vom Wahnsinn befallen. Sie werden aggressiv, geraten in Raserei und töten sich am Ende selbst. Was diesen Wahnsinn auslöst vermag keiner zu sagen. Malorie ist schwanger, als sie Zuflucht in einem geschützten Haus findet. Verhängte Fenster, verschlossene Türen sind ein normaler Anblick, sobald man das Haus verlässt, muss man eine Augenbinde tragen, um nicht von dem Unbekannten angesteckt zu werden. Eine Zeitlang ist Malorie glücklich, die Bewohner des Hauses passen aufeinander auf und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Doch nun ist sie auf sich allein gestellt und das mit zwei kleinen Kindern. An einem nebligen Morgen schleichen sie sich aus dem Haus – ihr Ziel: Ein Ort, der Geborgenheit verspricht. Doch dieser Ort ist 20 Meilen weit entfernt – und nur per Boot erreichbar.

 

Das Buch ist in zwei Erzählebenen aufgeteilt. Zum einen die Gegenwart: Malories Beschluss, das Haus zu verlassen und ihre Erlebnisse auf dem Weg den Fluss hinunter. Den Weg, den sie mit zwei kleinen Kindern und mit verbundenen Augen meistern muss – denn öffnet sie die Augen, geraten sie alle in Gefahr, ebenfalls vom Wahnsinn befallen zu werden. Zum anderen erfährt der Leser in Rückblicken von den Anfängen der Vorfälle, von Malories Leben, ihrer Zeit mit den zu Freunden werdenden Personen im geschützten Haus – und von den Problemen, die eine solche Zeit mit sich bringt. Denn irgendwann werden die gehorteten Lebensmittel ausgehen, Krankheiten treten auf …

 

Josh Malerman hat einen eher minimalistischen Schreibstil. Zwar schildert er die Szenen detailliert, aber er schweift dabei nicht aus. Einige Szenen sind hart und blutig, andere wiederum sehr einfühlsam beschrieben. Auch schafft er es, die Spannung immer wieder aufzubauen, so dass man die Gefahr und die Angst der Protagonistin spüren kann.

 

Was die Katastrophe auslöste, wird nicht erklärt. Auch wie man sich „ansteckt“, bleibt unklar. Hier gibt es nur Vermutungen der Überlebenden, die immer wieder von ominösen Wesen sprechen, die man nicht sehen darf. Eine relative Normalität erfährt man nur innerhalb seines Hauses. Jeder Schritt nach draußen bedeutet, diesen im Dunkeln zu tun und sich nur auf sein Gehör zu verlassen. Und genau diese Vorstellung war es, die mich beim Lesen sehr gepackt und mit einem verstörenden Gefühl zurück gelassen hat.

 

Düster, grausam, atmosphärisch. Zu Beginn musste ich mich ein wenig an den Schreibstil gewöhnen, doch die Geschichte hat mich schnell gepackt und in ihren Bann gezogen. Klare Leseempfehlung für eine etwas andere Dystopie.

 

April 2015

Penhaligon, 978-3-764-53121-8

Hardcover, 320 Seiten

VÖ: März 2015