Mörderkind

 

Sie hatte eine tolle Kindheit, wurde von ihren Eltern geliebt und liebte ihre Eltern über alles. Doch eines Tages zerbrach ihre Welt. Ben, ihr Vater, wurde wegen des Mordes an seiner Geliebten verhaftet und angeklagt, kurze Zeit später verunglückte ihre Mutter tödlich. Aus dem fröhlichen unbeschwerten Mädchen wurde eine wütende Jugendliche, die bei ihren nicht wirklich gefühlsbetonen Verwandten aufwuchs. Alle Versuche ihres Vaters, mit ihr Kontakt zu halten, brach sie ab. Als man ihr eines Tages die Nachricht ihres Todes überbrachte, ließ es sie kalt. Denn den Worten „Ich bin kein Mörder“ konnte und wollte sie keinen Glauben schenken. Als dann bezüglich Bens Todesart Ungereimtheiten zu Tage treten, ermittelt sie auf eigene Faust und versucht, das damals Geschehene zu verstehen.

 

Spannung, Intrigen, Hass, Rache … Dies alles hat Inge Löhnig zu einem absolut spannenden Thriller zusammen geflochten, der ohne blutige und brutale Details auskommt. Aufgeteilt in zwei Handlungsstränge fesselt einen das Geschehen schon von Anfang an. In der Gegenwart lernen wir Fiona kennen, erfahren von ihrem Leben, ihrer Vorgeschichte und erleben alle ihre Erlebnisse mit. Parallel erfahren wir von der Affäre ihres Vaters und wie es zu dem (angeblichen?) Mord kam. Die Zeitsprünge kommen immer an den passenden Stellen vor, so dass man als Leser Fionas Ermittlungen nicht allzu weit voraus ist. So „ermittelt“ man beim Lesen immer mit – und wird immer wieder verblüfft und in eine Sackgasse geführt.

 

Mir hat sehr gut gefallen, dass in diesem Fall die Ermittlerin eine Privatperson war, noch dazu eine, die persönlich von den Geschehen betroffen war. Ihr zur Seite stand „Darcy“, Rettungssanitäter und Überbringer von Bens letzten Worten. Mit ihm gibt es eine kleine, schwierige Liebesgeschichte – und trotz Streitereien steht er ihr bei. Alle Charaktere wurden sehr authentisch dargestellt, keiner war wirklich überspitzt oder zu blass. Vor allem Fionas Charakter wurde sehr gut herausgearbeitet, man kann verstehen, warum sie so wütend ist und teilweise auch, warum sie aus ihrem Leben nichts gemacht hat. Trotzdem war sie mir als Protagonistin nicht wirklich sympathisch – dazu war sie mir zu launisch. Auch wenn sie im Laufe der Handlung eine positive Wandlung durchlebt hat.

 

Im Ganzen war die Geschichte schlüssig, offene Fragen wurden aufgelöst und an keiner Stelle langweilig. Das Ende war dann ab einem gewissen Punkt vorhersehbar, aber dies war in meinen Augen kein Nachteil. Trotzdem ist es beängstigend, wozu einen Rache treiben kann … nicht nur, dass ein Leben zerstört wird – nein, hier ist eine ganze Familie betroffen.

 

Die anderen Thriller von Inge Löhnig kenne ich bisher nur von den Schwärmereien aus meinem Umfeld. Ich wollte nicht noch eine Krimi-Reihe anfangen, aber nach „Mörderkind“ habe ich es mir anders überlegt, da mir der Schreibstil der Autorin sehr gut gefällt.

 

Dezember 2014

List, ISBN 978-3-548-61226-3

Taschenbuch, 464 Seiten

VÖ: Dezember 2014