Was geschah mit Mara Dyer?

 

Als Mara im Krankenhaus erwacht, sind einige Tage vergangen, an die sie keinerlei Erinnerung hat. Auch, warum sie überhaupt im Krankenhaus liegt und warum ihre Eltern sich so komisch verhalten, kann sie nicht wissen: Sie wollte mit ihren Freunden in einer leer stehenden Psychiatrie eine Art Mutprobe hinter sich bringen und das Gebäude stürzte ein – sie hat als einzige überlebt. Mit diesem Schock kann sie kaum leben, sie hat Schuldgefühle, Alpträume und Wahnvorstellungen. Damit sie Abstand von allem bekommt, zieht ihre Familie in einen anderen Bundesstaat. Und zuerst scheint es auch, als würde dies helfen. Doch dann kommen Maras Visionen zurück – schlimmer als je zuvor. Und auf einmal geschehen schlimme Morde oder Unfälle in ihrer unmittelbaren Umgebung. Mehr und mehr gefangen in sich selbst hat Mara panische Angst, dass ihre Verrücktheit die Ursache dafür ist. Doch woher soll sie Hilfe bekommen? Der charismatische Noah, in den sie sich mehr und mehr verliebt, scheint ihr Halt geben zu können, doch auch er hat ein dunkles Geheimnis.

 

Das Buch konnte mich von Anfang an fesseln. Gut, es ist ein Jugendbuch und man sollte nicht zu hohe Erwartungen an die Originalität der Geschichte setzen. Natürlich wurden ein paar Klischees verarbeitet (neues Mädel an der Schule mit der Außenseiterrolle, der beliebteste Typ an der Schule zeigt Interesse an ihr, was natürlich der Beautyqueen und Ex dieses Typen missfällt und und und). ABER egal – der Rest der Story war wirklich gut. Komplett aus Maras Sicht erzählt, ist ihre Trauer wegen des Todes ihrer besten Freundin fühlbar. Auch ihre Panik, wirklich verrückt zu sein, die Wahnvorstellungen, die sie immer wieder zurück werfen und ihre Hilflosigkeit, weil sie niemanden zum reden hat, konnte man beim Lesen förmlich spüren.

 

Außer Mara und Noah bleiben die anderen Charaktere eher im Hintergrund. Ihre wichtigste Bezugsperson ist ihr älterer Bruder Daniel, der ihr hilft, wo er kann. Noah, der Womanizer, ist eine weitere recht zentrale Figur, der – obwohl er eigentlich ein wandelndes Klischee darstellt – trotzdem von Anfang an sympathisch wirkt. Von Jamie, mit dem sie sich an der neuen Schule sofort anfreundet, hätte ich gerne mehr gelesen. Die Situationen, in denen Mara halluziniert, waren sehr gut beschrieben. Vor allem, weil man sich, wie sie selbst, nie sicher sein kann, ob es nicht doch die Realität ist. Auch die Träume, die ihr nach und nach die Erinnerungen an die Geschehnisse zurück bringen, waren wichtig für das Geschehen und der Leser selbst erfuhr nie mehr als diese Traumbruchstücke. Die Liebesgeschichte zwischen Mara und Noah stand mir dagegen zwischendurch zu sehr im Vordergrund. Das Buch hätte, wenn die beiden einfach nur Freunde geworden wären, absolut nicht verloren – ganz im Gegenteil. Auch Noahs Geheimnis hat nicht wirklich zur Geschichte gepasst, das wäre Stoff für den nächsten Band gewesen.

 

Leider hat das Buch einige Fragen offen gelassen und die losen Fäden nicht verknüpft. Aber damit hält man die Leser bei der Stange, mit Cliffhangern :) Hier hoffe ich auf die Fortsetzungen! Und trotz meiner Kritikpunkte hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich werde es gerne weiter empfehlen.

 

 Juni 2014

dtv, ISBN 978-3423715362

Broschiert, 480 Seiten

VÖ: März 2013