Die dunklen Lande

 

Mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Eine zufällig zusammengewürfelte Gruppe reist mit dem Auftrag durchs Land, um in Bamberg fünf protestantische Frauen aus der erzkatholischen Stadt zu holen und vor dem Scheiterhaufen zu retten:

 

Aenlin Kane, Tochter des Dämonenjägers Solomon Kane, macht sich mit ihrer Gefährtin Tahmina, einer persischen Mystikerin, auf den Weg nach Hamburg, um ihr Erbe anzutreten. Dies gerät in Gefahr, als der Verwalter des Erbes vor ihren Augen bei einem Duell ums Leben kommt. Nach Verhandlungen mit Vertretern der Westindischen Kompanie schließen sich die beiden einer Gruppe von Söldnern an. Diese Gruppe – angeführt von Nicolas und bestehend aus Jäcklein, Statius und Moritz – haben den Auftrag, die gesuchten Personen zu finden und zu retten. Letztendlich schließt sich noch Caspar von und zum Dorffe an, eben der Duellist, der Aenlins Kontaktmann auf dem Gewissen hat.

 

Schon der Weg nach Bamberg ist nicht einfach. Die Gruppe muss sich mit Flußnixen, die ihnen nach dem Leben trachten, auseinandersetzen, geraten an Kannibalen und sind auch sonst nicht immer gerne gesehen – vor allem nicht in ihrer Verkleidung als Landsknechte. Außerdem wird noch ein Spion auf Aenlin angesetzt. Endlich am Zielort angekommen, müssen sie feststellen, dass die gesuchten Personen wegen Hexerei im Kerker sitzen und eine der Frauen gar nicht mehr in Bamberg weilt. Somit geht ihre gemeinsame Reise weiter und wird weder leichter noch weniger gefährlich. Ganz im Gegenteil.

 

Der Plot der Story ist klasse – Historie gemischt mit Fantasy, Menschen, Werwesen, Untoten und Dämonen geben eine gute Mischung ab, die ich sehr gerne mag. Auch der Hintergrund, dass sich das Böse weiter und weiter ausbreitet, passte hier sehr gut. Manche Szenen waren extrem grausam und blutrünstig beschrieben, was mir als Thriller-Leserin nicht so fremd ist und mich daher wenig gestört hat. Ansonsten gab es immer wieder Passagen, die sich ziemlich in die Länge gezogen haben.

 

Warm geworden bin ich nur mit ein paar wenigen Charakteren. Caspar von und zum Dorffe war ziemlich präsent und wirkte lebendig. Auch Moritz war ein Mitspieler, der mir gut gefiel. Nicolas hätte gerne präsenter sein können, er ist ein recht interessanter Charakter – hier war schade, dass zwar immer wieder auf seine Besonderheit (Unsterblichkeit) hingewiesen wurde, aber die Hintergründe hierzu wurden nie klar dargestellt. Die anderen – Aenlin, Tahmina und Jäcklein – waren mir insgesamt zu farblos und Statius ging komplett in der Rolle als Bösewicht auf. Allerdings – auch wieder meine persönliche Meinung – fand ich ihn zu übertrieben grausam und triebgesteuert.

 

Was mich persönlich beim Lesen sehr gestört hat, war die stellenweise zu moderne Sprache, die einfach nicht zu der Zeit passte. Auch, dass Aenlin und Tahmina ein Paar sind, aber ihre Liebe verheimlichen müssen, wurde viel zu oft wiederholt. Immer mit anderen Worten, aber eben doch immer wieder.

 

Zwischen den Kapiteln gab es immer wieder mit Berichten von Zeitzeugen sowie graphische Darstellung aus ebenjener Zeit, die sich mit den beschriebenen und bebilderten Gräueln sehr gut eingefügt haben. Und ein weiteres Goodie gibt es zu „Die dunklen Lande“: Im Herbst 2019 gibt es Neues von Blind Guardian, die sich hier thematisch einklinken und Nicolas‘ Geschichte musikalisch umsetzen. Diesen Termin habe ich mir definitiv vorgemerkt, da ich die Musik von Blind Guardian sehr mag und gerade auch Nicolas‘ Geschichte sehr interessant sein könnte.

  

April 2019

 Broschiert, 560 Seiten

 Knaur, ISBN: 978-3-426-22676-6

 VÖ: März 2019

 


Wédora 2: Schatten und Tod

 

„Verlache den kleinen Kern nicht. Eines Sonnenaufgangs wird er eine stattliche Palme sein, und eine seiner Nüsse kann dir den Schädel spalten, wenn du in seinem Schatten sitzt.“ (Weisheit der Agham)

 

Das Leben von Tomeija und Liothan, die nach der vereitelten Invasion als Helden in Wédora gelten, wird nicht langweilig. Zumindest nicht für Tomeija: Diese wird als nächste Hohepriesterin im Tempel Driochors ihre Zeit verbringen und wird darüber hinaus noch als höchste Gesetzeshüterin in Wédora in Anspruch genommen. Liothan dagegen fristet seine Zeit damit, Zaubersprüche zu lernen und sich in Magie zu üben – was ihn schnell ziemlich langweilt. Und wenn ihm langweilig wird, passieren schnell mal unvorhergesehene Katastrophen. Während Tomeija also in der Festung Sandwacht einen Tod aufklären soll, wandert Liothan in den unterirdischen Kavernen umher und wird beinahe von fremden Kreaturen um die Ecke gebracht, bis er sich mit ihnen verbünden kann. Dank seiner Magie ist es ihm möglich, deren Gedanken zu lesen (sie planen die Invasion der Stadt und der damit einhergehenden Auslöschung der Menschen). Sein Plan: Gemeinsam mit den Kreaturen will er sich mit den Diebesgilden verbünden, um heimlich die Macht in Wédora an sich zu reißen. Außerdem braut sich vor den Toren der Stadt ein Krieg zusammen, der verhindert werden muss.

 

Zur gleichen Zeit greift in Telonia eine unheilvolle Magie um sich: Das ganze Land verwandelt sich nach und nach in eine Wüste, in der tödliche Kreaturen für weitere Zerstörung sorgen. König Arcurias versucht mit allen Mitteln, diesen Zauber zu stoppen – aber mit fremder Magie kennen sich weder er noch die Magister aus. Als ein besonders eifriger Zauberkundiger den eigentlich toten Durus wieder erweckt, scheint die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten zu sein.

 

Mal wieder ging es mir so, dass ich kleinere Startschwierigkeiten mit dem Buch hatte – passiert mir irgendwie immer mit den Werken von Markus Heitz. Aber auch dieses Mal hat mich die Geschichte sehr schnell wieder gepackt, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte (zum Glück hatte ich jetzt Urlaub und genug Zeit zum Lesen!).

 

Die Geschichte knüpft ziemlich direkt ans Ende des ersten Teils an, glücklicherweise gibt es auch eine kurze Zusammenfassung des ersten Teils. Auch eine Übersicht über alle Personen sowie einige Begriffserklärungen fehlen nicht. Tomeija und Liothan leben zwar im gleichen Haus, aber trotz allem haben sie nicht den engsten Kontakt. Noch dazu haben beide Geheimnisse voreinander. Liothan kann ihr natürlich nicht berichten, was er in den Kavernen entdeckt hat und schon gar nicht von seinen Plänen, der neue Herrscher über die Diebesgilden zu werden. Tomeija hingegen musste Sarash versprechen, niemandem von ihrer Berufung zur Gesetzeshüterin zu berichten. So geschieht, was geschehen muss: Tomeija kommt ihm auf die Spur und muss – mal wieder versuchen – ihn vor Gefahren zu schützen. Neben Tomeija und Liothan trifft man auch wieder auf andere alte Bekannte: den „Menschenfresser“ Irian Ettras; Uccras, der Keel-Eru, der Tomeija zeichnete und auch der Razhiv Kardir.

 

Die Erzählstränge wechseln sich gekonnt ab, der Handlungsverlauf ist abwechslungsreich und bleibt – eben durch die verschiedenen Perspektiven – spannungsreich. Über das sprachliche Können des Autors muss ich ja nichts mehr sagen … das ist einfach einzigartig. Die ganze Welt um Wédora ist großartig aufgebaut; Intrigen, Geheimnisse, Magie und unterschiedliche Völker und Kulturen sind einfach stimmig und ließen mich ganz weit vom Alltag abtauchen.

 

Leider deutet Markus Heitz allerdings in der Danksagung an, dass „die Geschichten um die Wüste erzählt sind“. Vielleicht aber spuken doch noch ein paar Ideen durch seinen Kopf, so dass es vielleicht nach der Umsetzung seiner anderen Ideen doch noch eine Fortsetzung der Sandmeer-Chroniken gibt.  

 

September 2017

 Knaur, ISBN 978-3-426-65436-1

 Broschur, 656 Seiten

 VÖ: August 2017


Des Teufels Gebetbuch

 

Ein mysteriöses Kartenspiel stellt das fast schon beschauliche Leben von Tadeus Boch auf den Kopf. Als Security-Mitarbeiter in einem Baden-Badener Kasino versucht er, seine Spielsucht in den Griff zu bekommen. Eines Abends allerdings wird seine Enthaltsamkeit auf die Probe gestellt. Er wird in ein illegales Kasino eingeladen zu einem Spiel auf Leben und Tod: Superieur. In letzter Minute entkommt er dem Tod und kann – in seinem Besitz eine uralte Spielkarte – fliehen. Doch hinter dieser und anderen Karten dieses Decks sind einige Parteien her – und verlieren ihr Leben während der Suche. Was hat es mit diesem Kartendeck auf sich, das die Menschen so in seinen Bann zieht? Lange versucht Tadeus sich einzureden, dass er nur diesem Geheimnis auf den Grund kommen möchte – dass er schon längst besessen ist von dem Spiel, mag er sich nicht eingestehen.

 

Schnell wird der Leser in das Geschehen hineingezogen, denn schon auf den ersten Seiten zeichnet sich die Spannung ab. Die Story an sich hat mehrere Erzählstränge. Ein Teil des Geschehens spielt in unserer heutigen Zeit und man begleitet Tadeus auf seiner abenteuerlichen und gefährlichen Reise auf der Jagd nach den Karten. Zum anderen wird die Geschichte durch Rückblicke ins Leipzig des 18. Jahrhunderts unterbrochen. Hier erfährt vom Leben des Bastian Kirchner, der das Kartendeck heimlich und als Auftragsarbeit erschuf. Beide Geschichten sind stimmig miteinander verknüpft, so dass man Stück für Stück mehr Hintergrundwissen erhält und das Jagdfieber der Spieler, die diese Karten unbedingt in ihren Besitz bringen wollen, nachempfinden kann.

 

Von den handelnden Personen sind meines Erachtens die wichtigsten Tadeus Boch und Hyun Poe, deren Verlobter bei einem Superieur-Spiel ums Leben kam und die sich deswegen auf einem Rachefeldzug befindet. Auch Bastian Kirchner und seine Frau sind wichtige Charaktere für die Handlung. Alle anderen haben entweder mehr oder weniger Nebenrollen oder sterben ziemlich schnell. Trotzdem haben sie all ihren passenden und wichtigen Platz in der Geschichte. Spannend auch, dass Johann Wolfgang Goethe ein Bestandteil der Handlung ist.

 

Begeistert hat mich auch Heitz‘ sprachliche Vielfalt. Die klare und schnörkellose Schreibweise in den Parts der heutigen Zeit ist dem Leser ja schon bekannt. Aber auch für die Handlungsstränge im alten Leipzig hat er Dialoge und Beschreibungen auf die damals genutzte Sprechweise angepasst.

 

Zur toll erzählten Geschichte gesellst sich eine umfangreiche Recherche zur Geschichte des Kartenspielt und zur Produktion der Karten bis hin zu Informationen zu Schamanismus und Voodoo. Nicht zu vergessen die genaue Spielanleitung für die Leser, die auch einmal Superieur ausprobieren möchten. Zum Cover, das ein ziemlicher Hingucker ist, muss ich gar nichts mehr sagen.

 

Mai 2017

Knaur, ISBN 978-3426654194

Broschiert, 672 Seiten

VÖ: März 2017


Wédora 1 : Staub und Blut

 

Bei einem missglückten Einbruchversuch entpuppt sich ein reicher Kaufmann als Zauberer und so kommt es, dass Liothan – der unglückliche Dieb – und Tomeija – die ihn als Gesetzeshüterin stellen wollte – plötzlich inmitten einer Wüste in einem fernen, fremden Land erwachen. Glück im Unglück, denn wäre der Zauber gelungen, würden beide nicht mehr leben. Doch auch die Wüste birgt Gefahren und nur der Hilfsbereitschaft eines Karawanenführers verdanken sie es, dass sie nun in der Millionenmetropole Wédora gestrandet sind. Der Versuch, nach Hause zurückzukehren, scheitert – den ihre Heimat Telonia ist hier völlig unbekannt. Bei der Suche nach einem Zauberer, der die beiden wieder zurückhexen kann, werden die beiden getrennt. Vorerst sind beide auf sich allein gestellt … Liothan gerät in Gefangenschaft und wird, weil er die Strafe nicht zahlen kann, als Sklave verkauft. Tomeija muss sich als Rauswerferin und Botin im Vergnügungsviertel verdingen. Schnell sind sie verstrickt in Intrigen und sehen sich der Gefahr einer Invasion feindlicher Völker gegenüber. Und die Hoffnung, je zurück nach Walfor zu kommen, wird immer geringer …

 

Mit „Wédora“ hat Markus Heitz eine völlig neue Fantasywelt erschaffen. Das Wüstenland mit seiner Hauptstadt Wédora, Wüstenvölker wie Thahdrarthi oder Keel-Èru, Agitila (Riesenechsen) die als Reittiere genutzt werden und und und. Auch Bezeichnungen zur Zeitrechnung oder Berufsbezeichnungen haben „Fantasie“namen, so dass man wirklich beim Lesen in eine andere Welt abtauchen kann. Landkarten (Übersicht der Welt und detaillierte Ansicht von Wédora) und ein Glossar mit Begriffserklärungen runden das Ganze dann noch ab.

 

Die Handlung ist rasant, manchmal ein wenig brutal oder auch eklig (beispielsweise die Szenen im Verwesungsturm), aber immer spannend und lebendig. Schön sind hier die verschiedenen Schicksale aufgezeigt. Durch die frühe Trennung von Liothan und Tomeija hat man allein in Wédora zwei Handlungsstränge … und in Rückblicken erfährt man zwischendurch auch immer, was in Telonia so vor sich geht.

 

Die beiden Protagonisten mochte ich schon von Beginn an. Sie verbindet eine Jugendfreundschaft, auch wenn sie inzwischen sehr unterschiedliche Persönlichkeiten sind. Tomeija umgibt ein Geheimnis, das im Laufe des Buches erklärt wird und Liothan wird bei seinem Aufenthalt in der Stadt erwachsener und muss über sich hinaus wachsen. Auch der Gegenspieler der beiden, der Kaufmann Durus, wirkt oberflächlich eher harmlos, aber man spürt, dass eben diese Harmlosigkeit nur vorgetäuscht wird. So haben alle Charaktere ihre Eigenheiten, selbst die, die nur Randfiguren darstellen und schnell wieder von der Bildfläche verschwinden.

 

Das Ende fand ich persönlich sehr gut gelöst. Bei den letzten Kapiteln hatte ich mir noch überlegt, wie es wohl enden könnte oder ob der Schluss komplett offen gelassen wurde. Nein … wurde er nicht … und trotzdem ist das Ganze so gelöst, dass man eine Fortsetzung erhoffen kann.

 

Ich gebe zu, dass ich mich am Anfang ein wenig schwergetan habe, ich war noch ein wenig im Psychothriller-Modus. Daher habe ich für die ersten Kapitel relativ lange gebraucht … aber dann hat mich die Geschichte gepackt und ich wollte das Buch nur noch schwer aus der Hand legen. Fantasy- und Heitz-Fans werden dieses neue Werk sicherlich sehr mögen. Ich hoffe, dass der Autor sich für eine Fortsetzung erwärmen kann – bestätigt hat er sie nicht, ausgeschlossen aber auch nicht.

 

September 2016

Knaur, ISBN 978-3-426-65403-3

Broschiert, 608 Seiten

VÖ: August 2016


Exkarnation 2: Seelensterben

 

Claire, die durch eine „missglückte“ Seelenwanderung in den Körper von Lene Bechstein geschlüpft ist, gewöhnt sich langsam an ihr neues Leben. Dies verdankt sie auch Fabian, der ihr bei der Transformation zur Seite stand und sich als Freund und Leibwächter nach wie vor um sie kümmert. Doch dann auf einmal verschwindet ihr Mann und sie setzt alle Hebel in Bewegung, um ihn zu finden. Unerwartete Hilfe erhält sie durch Ares von Löwenstein, Ex-Rocker und Personaltrainer, sowie Konstantin Korff, Bestatter und Seelenschläfer. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn viele Gegenspieler kreuzen ihren Weg, die alle mehr oder weniger gegeneinander und gegen Libra zu kämpfen haben.

 

In diesem zweiten Band treffen sich so einige Personen, die man aus den verschiedenen Büchern von Markus Heitz kennt und die nun alle auf irgendeine Art und Weise miteinander verknüpft sind:

 

Claire aka Lene von Bechstein, Seelenwandlerin mit besonderen Fähigkeiten; Ares von Löwenstein, hünenhafter Personaltrainer und leicht überfordert mit dem Wissen, welche Wesen es so auf dieser Welt gibt; Konstanin Korff, Bestatter und Seelenschläfer a. D.; Sia Sarkowitz, uralte Vampirin, die auf der Suche nach ihrem Geliebten Eric von Kastel (Halbdämon) und ihrer Tochter Elena ist, die beide von Libra entführt wurden; Professor Inverno, seelenloser Jäger anderer Seelenwandler und zu guter Letzt Minamoto, ein japanischer Gott und „Mitarbeiter“ von Libra.

 

Die Handlung wechselt von Kapitel zu Kapitel die Perspektive, so dass man das Geschehen um alle Charaktere mitverfolgen kann. Dies hält das Tempo der Handlung ziemlich hoch, aber hat mich nicht so wirklich in die Geschichte hineinfinden lassen. Die Zusammenführung seiner verschiedenen Charaktere hat es mir teilweise schwierig gemacht, die Zusammenhänge nachzuvollziehen, da ich nicht alle Bücher von Markus Heitz gelesen habe. Manches Mal gibt es einen kurzen Rückblick oder Hinweis, aber das reicht für einen unwissenden Leser nicht ganz aus. Was mich dagegen gestört hat, waren einige Wiederholungen. So wird immer wieder darauf hingewiesen, dass Sia dank einer Bestrahlung durch Bernsteinnebel Wasser überqueren kann – im Gegensatz zum „normalen“ Vampir. Das kann sich der Leser auch beim ersten Mal merken.

 

Toll fand ich, wie Markus Heitz den Bogen zwischen seinen Büchern gestaltet hat – dies logisch und passend zusammenzubauen ist schon eine enorme Leistung. Auch seinen Schreibstil kann ich nur loben, sehr atmosphärisch, aber trotzdem locker, blutig, aber nicht splatterig.

 

Tolle Story mit guten und nicht bereits ausgeschlachteten Ideen. Allerdings war ich aufgrund der Fülle an verschiedenen Wesen und der vielen Handlungsstränge teilweise ein wenig überfordert. Ein Heitz-Kenner dagegen wird sicherlich uneingeschränkt begeistert sein.

 

September 2015

Knaur, ISBN: 978-3-426-50593-9

Paperback, 656 Seiten

VÖ: August 2015


Exkarnation 1: Krieg der alten Seelen

 

Als Claire beobachtet, wie ihr Mann direkt vor ihrem Café überfallen und mit einer Pistole bedroht wird, will sie ihm sofort zu Hilfe eilen. Doch sie wird von einem Auto erfasst und stirbt noch an Ort und Stelle. Doch ihre Seele will nicht gehen und fährt in den Körper von Lene Bechstein, die sich gerade die Pulsadern aufgeschnitten hat. Claire erwacht in einem Krankenwagen, doch keiner will ihr Fragen zu ihrem Mann beantworten. Und ihr Schock ist groß, als sie entdeckt, dass sie in einem fremden Körper gefangen ist – der noch dazu für eine andere Seele „reserviert“ war. Völlig schuldlos gerät sie zwischen die Fronten eines Kampfes, der ihr Leben komplett aus der Bahn wirft und alles Wissen auf den Kopf stellt. Und sie weiß nicht, wem sie vertrauen kann und wem nicht.

 

Gleich auf den ersten Seiten schon passiert das für Claire Unfassbare: Der Überfall auf ihren Mann und ihre Ermordung. Und schon ist man mittendrin im Geschehen. Kaum hat man den ersten Schreck überwunden gibt es einen Szenenwechsel und man „beobachtet“ gemeinsam mit einem geheimnisvollen Spezialkommando den Selbstmord von Lene von Bechstein. Warum sie dazu getrieben wurde und warum eine andere Gruppierung die Übernahme des Körpers durch eine alte Seele verhindern will, erfährt man erst im Laufe des Buches. Zur Spannung trägt auch bei, dass es häufige Perspektivenwechsel gibt: Zum einen den Part von Claire, dann den von Lenes Familie. Dann gibt es noch Eric von Kastell, den dämonischen „Monsterjäger“, eine Vereinigung namens Libra und deren Gegenspieler und und und.

 

Was einerseits den Reiz der Story ausmachte – die vielen Szenenwechsel und parallel laufenden Handlungsstränge -, war auch gleichzeitig etwas, was manchmal etwas zu viel des Guten war: So gab es nicht nur das Thema Seelenwanderung, sondern auch noch Vampire, Dämonen, Wer-Wesen und diverse andere Wesen. Hier hätte mir persönlich gereicht, die Geschichte um Claire und die alten Seelen mehr auszubauen. Der Part, den Eric von Kastell eingenommen hat, gefiel mir zwar auch sehr gut, aber ich fand ihn eher nicht notwendig für die eigentliche Geschichte. Auch sollte man seine anderen Bücher gelesen haben, da immer wieder Personen oder Begebenheiten erwähnt werden. Dies ist kein Muss, aber macht manche Abschnitte verständlicher.

 

Dafür gefällt mir der Schreibstil von Markus Heitz immer wieder sehr gut. Detailreich, aber direkt, lebendig, auch manchmal brutal – es macht richtig Spaß, seine Bücher zu lesen. Auch charakterisiert er seine Protagonisten recht vielschichtig, man weiß nie, ob sie wirklich so sind, wie sie sich geben oder ob man einen völlig falschen Eindruck von ihnen gewonnen hat.

 

Einziges Manko: Es gab die ein oder andere offene Frage, die für mich nicht schlüssig beantwortet wurde. Hier hoffe ich auf den Folgeband und die Aufklärung der Fragen.

 

Das Thema „Seelenwanderung“ ist noch nicht so ausgeschlachtet worden wie andere Themen, von daher schon mal ein großer Pluspunkt für diese Idee. Und „Dank“ des Cliffhangers kann man dem nächsten Teil schon mal entgegenfiebern.

 

August 2014

Knaur, ISBN: 978-3-426-51623-2

Taschenbuch, 608 Seiten

VÖ: August 2014


Totenblick

 

Eine Mordserie erschüttert Leipzig. Ein Wahnsinniger ermordet scheinbar wahllos Menschen und stellt mit ihnen Szenen aus bekannten Gemälden dar. Schnell wird die Soko „Bildermord“ ins Leben gerufen, doch das Team um Ermittler Peter Rhode tappt im Dunkeln. Mit jedem weiteren Mord werden die Opfer zielsicherer und persönlicher ausgewählt; auch diejenigen, die am Tatort die Opfer als erstes erblickt haben, werden nicht verschont. Schnell greift bei den Polizeibeamten die Furcht vor dem sogenannten „Totenblick“ um sich. Dies, der Druck der Öffentlichkeit und die Raffinesse des Täters treiben die Ermittler zu Hochtouren an.

 

Spannung vom Anfang bis zum Ende, völlig unterschiedliche Typen und Charaktere, ein psychopathischer Serienkiller. Markus Heitz, bekannt für top Fantasy, hat alle Zutaten für einen Thriller zusammen gesucht und damit einen – in meinen Augen – Pageturner geschaffen. Die Protagonisten sind einerseits sehr lebensecht, wenn auch ein wenig klischeebehaftet: Peter Rhode, Familienvater, unter ADHS leidend, ist ein guter solider Ermittler, wenn er auch Namen vergisst und sehr hibbelig ist. Dann Ares Löwenstein, guter Freund Rhodes, Personal Trainer und Ex-Mitglieder der Leipziger „Demons“. Er unterstützt die Ermittler durch seine diversen Kontakte immer wieder. Auch die weiteren Charaktere kommen im Totenblick zu Wort, entwickeln sich weiter, tragen ihren Teil zu dem Fall und der Auflösung bei. Markus Heitz schafft zudem neben dem eigentlichen Kern der Geschichte einige Nebenschauplätze, die auf den ersten Blick mit der Story nichts zu tun haben, dann aber das Ganze rund und stimmig machen. Die Perspektiven wechseln häufig, mal wird aus der Sicht von Rhode oder Löwenstein und dann wieder aus der Sicht des Mörders erzählt. Das Quäntchen Brutalität und Blut fehlt natürlich auch nicht; auch wenn einige Szenen sehr detailreich beschrieben sind, fand ich es aber an keiner Stelle übertrieben. Wer der Mörder ist konnte ich mir relativ schnell denken – aber das hat mich jetzt nicht weiter gestört. Dass allerdings die Ermittler so lange nicht drauf gekommen sind, fand ich etwas schade.

 

Einen Bekannten trifft man auch – der für die winzige Prise Übernatürlichkeit in diesem Buch steht: Konstantin Korff, der schon in Oneiros eine Rolle spielte. Er taucht immer wieder auf und mit ihm sein „guter Draht“ zum Tod.

 

Von Herrn Heitz habe ich bisher tatsächlich nur Die Zwerge gelesen und das ist schon einige Jahre her. Das ein oder andere Buch wartet noch im Regal. Totenblick hat mir im Ganzen sehr gut gefallen und es zeigt, dass er nicht nur Fantasy „kann“.

 

August 2013

Knaur, ISBN: 978-3-426-50591-5

Taschenbuch, 528 Seiten

VÖ: August 2013