Wieder eine Reihe, bei der ich mit dem (momentan) letzten Teil begonnen habe. Das Buch hatte ich bei vorablesen gewonnen und mich hat es gleich begeistert. Es ist auch nicht weiter tragisch, wenn man die Vorbände nicht kennt, aber wahrscheinlich verpasst man was. Ich zumindest habe jetzt angefangen, die fehlenden Teile zu kaufen.

 

 

Der Totschläger (Band 5)

 

Detective Robert Hunter erhält einen Anruf eines Unbekannten, der ihn auffordert, eine bestimmte Internetadresse anzuschauen. Was Hunter und sein Partner Carlos Garcia dort sehen, lässt dem Leser die Haare zu Berge stehen. Ein junger Mann sitzt gefesselt und geknebelt in einer Art Becken und Hunter soll seine Todesart wählen: Ertrinken oder Verbrennen. Doch die vermeintlich humanere Art – Ertrinken – stellt sich als Falle des Anrufers heraus. Auch scheint sich der Täter mit Internetsicherheit und Co. auszukennen, denn weder das Telefonat noch die IP-Adresse können zurück verfolgt werden. Hunter und sein Partner Garcia erkennen schnell, dass sie es hier mit einem skrupellosen Gegenüber zu tun haben. Kurze Zeit später erhalten die beidenen einen weiteren Anruf: Der Unbekannte hat eine junge Frau in seiner Gewalt und lässt Internetnutzer auf einer eigens eingerichteten Seite über deren Tod abstimmen, den er dann live überträgt. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, doch der Mörder ist den Detectives immer mehrere Schritte voraus – die Opfer haben keinerlei Verbindung zueinander und es scheint aussichtslos, weitere grausame Hinrichtungen zu verhindern.

 

Schon der Einstieg in das Buch, die Erklärung, wie schnell ein präzise ausgeführter Kopfschuss zum Tode führt, ist ziemlich heftig zu lesen. Und danach geht es gleich Schlag auf Schlag weiter. Der anonyme Anrufer spielt sein Spiel mit den Detectives und Carter beschreibt sehr detailgenau die verschiedenen Hinrichtungsarten der Opfer. Dies ist definitiv etwas für "abgehärtete" Thrillerleser und mein Kopfkino lief auf Hochtouren. Der Spannungsbogen wird von Anfang an aufgebaut und durchgängig gehalten, so dass es mir schwer fiel, das Buch zur Seite zu legen. Man spürt förmlich die Verzweiflung der ermittelnden Detectives, als sie immer länger im Dunkeln tappen und auch die Panik der Opfer während ihres Todeskampfes sind greifbar. Auch weiss der Mörder Details aus dem Leben von Garcia und Hunter und die beiden schweben selbst in Gefahr. Ich persönlich wäre nicht darauf gekommen, wer der Täter ist – erst, als Hunter den entscheidenden Geistesblitz hatte, hatte ich eine ungefähre Idee. Und auch dann erst erfährt man die Motivation für die Taten; und ich konnte den Täter fast ein wenig verstehen, was ihn dazu trieb.

 

Sprachlich gefällt mir der Stil von Chris Carter sehr gut: Direkte, klare Sätze, ohne Geplänkel und ohne Schnörkel. Die Szenenwechsel haben immer sehr gut gepasst, so dass man zwischen den Kapiteln immer wieder mit Cliffhangern „zu kämpfen“ hatte. Gut gefiel mir auch, dass man „Der Totschläger“ gut ohne die Vorkenntnisse aus den Vorgängerbüchern lesen konnte. Klar, die private Entwicklung der Charaktere baut aufeinander auf, aber trotzdem fehlte das Wissen nicht, um bei dieser Story mitzuhalten. Ausserdem zeigt Carter hier auf, wie krank und egoistisch die heutige Gesellschaft ist – und was aus der Suche nach einem immer neuen Kick alles entstehen kann.

 

Mein erstes Buch des Autors, aber definitiv nicht das letzte. „Der Kruzifix-Killer“ steht in meinem Regal, die anderen werden den Weg dahin sicherlich schnell finden. Von mir erhält „Der Totschläger“ eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!

 

Juni 2014

Ullstein, ISBN 978-3-548-28576-4

Taschenbuch, 464 Seiten

VÖ: Juni 2014