Garstige Gnome

 

Es war fast schon zu erwarten, dass der Tag, an dem der zwölfjährige Sam auf den siebzehnjährigen P.J. trifft, kein normaler Tag werden sollte. Sam, der sich in seiner Heimat“stadt“ Sumas ziemlich langweilt, hat mal eben die Chance genutzt, aus einem offen stehenden, mit Feuerwerkskörpern beladenen Laster, ein paar von ebendiesen Dingern zu klauen. Nur dummerweise wurde er von Officer Myrmidon, dem einzigen Polizisten des Ortes erwischt und darf – mal wieder – ein wenig Zeit in der Gefängniszelle verbringen. PJ, Sohn des genannten Polizisten, kommt gerade heute mal auf Besuch. Und wird von seinem Vater auch kurzerhand abgestellt, auf Sam achtzugeben. Worauf dieser so gar keine Lust hat. Bis einer der Grenzsensoren anschlägt und Sam PJ eine Geschichte von Schmugglern auftischt und ihn überredet, sich heimlich hinzuschleichen und vielleicht viel Geld zu finden. Doch sie finden an der Stelle im Wald keine Schmuggler und auch kein Geld, sondern treffen auf ein seltsames „Tier“. Einen Gnom, der alles versucht, den beiden zu entkommen und nach kurzer Zeit von zwei jungen Leuten abgeholt wird. Thema erledigt … oder auch nicht. Denn Sam folgt den beiden heimlich und PJ muss wohl oder übel hinterher. Und was die beiden in den Tunneln unter der Erde erleben, würde kaum einer glauben, der es erzählt bekommt.

 

„Garstige Gnome“ (der Titel ist wieder mal ziemlich doof übersetzt, wie auch bereits bei der Dämonen-Reihe der Fall) ist dieses Mal ein Einzelbuch und unterscheidet sich schon ziemlich von der besagten Reihe.

 

Es gibt zwei Welten: Die Ober- und die Unterwelt. Die Oberwelt ist die unsere. Die Unterwelt wird bewohnt von Gnomen und ein paar Menschen, den Wärtern. Diese müssen verhindern, dass die Gnome unsere Welt betreten und hier die Herrschaft an sich reißen, denn:

 

„Sie sind nicht klein und niedlich, sie sind groß und böse – und sie wollen die Weltherrschaft an sich reißen!“

 

Allerdings sind die Gnome untereinander oft nicht einer Meinung, so dass zusätzlich zum beginnenden Krieg mit den Wächtern (bei dem einiges gemetzelt wird) sich die Gnome auch gegenseitig um die Ecke bringen. Menschen sind eine begehrte Mahlzeit, was auch Sam leidvoll erfahren muss. Ansonsten wimmelt es in der Unterwelt auch noch von Rieseninsekten, von denen einige sowohl Menschen als auch Gnome zum Fressen gern haben, andere dagegen nette Haustiere abgeben könnten. Stellenweise wirken die Gnome trotzdem recht menschlich – manche sind ziemlich verschlagen, manche eher einfältig -, was für den Witz an der Geschichte sorgt. Die Wärter bleiben in der Geschichte ziemlich blass, die Hauptpersonen sind die Gnome und natürlich Sam und PJ.

 

Mir hat das Buch im Großen und Ganzen recht gut gefallen. Der Schreibstil des Autoren ist angenehm zu lesen, stellenweise hat er einen sehr lustigen Sarkasmus drauf. Ansonsten fand ich die Geschichte allerdings recht brutal und manchmal ein wenig eklig. Für jüngere Kinder ist es definitiv nicht zu empfehlen – dafür gibt’s zu viele Tote. Anonsten kommt man durch die kurzen Kapitel und die ziemlich große Schrift schnell voran, so dass ich das Buch an einem Nachmittag durch hatte.

 

Mein Fazit: Keine außergewöhnliche Fantasy, aber ein nett zu lesendes Buch für zwischendurch.

 

Oktober 2017

Penhaligon, ISBN 978-3-7645-3021-1

Broschur, 288 Seiten

VÖ: 2010

 

 

Dämliche Dämonen (Band 1)

 

Nathan Grimlock ist ein Dämonenhüter. Gut, eigentlich noch kein richtiger, weil er bis vor kurzem noch in der Ausbildung war. Nun ist leider sein Pflegevater und Mentor verstorben und er muss schauen, wie er alleine zurechtkommt. Hilfe sollte er eigentlich von seinen dämonischen Gehilfen Pernikus, Nik und Flappy haben; doch da Dämonen aus Chaos „bestehen“, geht das auch mal schief. Eines Tages bricht dann „Das Tier“ – ein tückischer und fieser Dämon, der sich von Ausreißern und Waisenkindern ernähren würde, wenn er dürfte – aus dem Keller des Hauses aus. Doch nicht nur das hält Nate auf Trag, auch der „Dürre Mann“ fordert ihn heraus: Er will die Dämonen besitzen und beherrschen. Überraschende Unterstützung bekommt Nate von Sandy, einer Bibliotheksgehilfin, die er gerade erst kennen gelernt hat und mit der sich eventuell etwas anbahnen könnte.

 

„Dämliche Dämonen“ ist der Auftakt einer Trilogie um Nathan und seine Dämonen. Nett geschrieben mit kurzen Kapiteln lässt es sich nebenbei lesen. Die Charaktere haben durchaus noch Platz, sich zu entwickeln. Nathan erscheint sehr unsicher, er hat eine große Verantwortung für die Dämonen, zweifelt aber an sich selbst, ob er dem gewachsen ist. Freunde hat er keine und als er Sandy kennenlernt, weiß er nicht, wie er sich verhalten soll. Und bei ihren Treffen tritt er gerne mal in das ein oder andere Fettnäpfchen. Sandy kommt bei ihrer Darstellung nicht gut weg: Schüchtern, strebsam und verantwortungsbewusst, unscheinbar, bebrillt und eine extrem schlechte Autofahrerin. Trotzdem fand ich Sandy klasse. Sie traut sich und spricht Nate an, steht ihm zur Seite, obwohl die Dämonen für sie unsichtbar sind und sie eigentlich überfordern müssten. Die Dämonen dagegen waren sehr viel lebendiger geschildert. Vor allem Nik und Pernikus. Eigentlich haben sie nur Unsinn im Kopf, aber als Nate in Gefahr gerät, tun sie alles, um ihm zu helfen.

 

Der Schreibstil von Royce Buckingham ist einfach und liest sich flüssig. Auch die Geschichte an sich macht Spaß, ein wenig Tiefe hätte allerdings nicht geschadet. Als nachteilig empfinde ich hauptsächlich den deutschen Titel; das Original „Demonkeeper“ passt viel besser.

 

Für Erwachsene ein Buch für zwischendurch, für Jugendliche besser geeignet – wenn sie nicht zu jung sind (da manche Szenen sind ein bisschen heftig beschrieben sind). Mich hat es gut unterhalten, man sollte allerdings nichts Anspruchsvolles erwarten.

 

Februar 2015

 

Mürrische Monster (Band 2)

 

In Seattle greift Panik unter den Dämonen um sich. Seltsame Dinge geschehen, Dämonen verschwinden, selbst der steinerne Troll verlässt seinen angestammten Platz unter der Brücke. Der Grund ist ein Dämonenfresser, der schier unersättlich scheint. Nate, Sandy und Richie – Nates neuer Lehrling – wollen der Sache auf den Grund gehen. An einem der „Tatorte“ lernen sie Lilli kennen, die ebenfalls Dämonen sehen kann und mit einigen von ihnen durch das Land reist. Auch ein dubioser Reporter taucht immer wieder in der Nähe der Jugendlichen auf und stellt ihnen nach. Auf der Flucht vor dem Dämonenfresser sucht Lilli Schutz bei Nate – und führt das Ungetüm direkt zu den sorgsam gehüteten Dämonen. Um diese vor dem Tod zu retten, muss Nate eine (folgen)schwere Entscheidung treffen.

 

Teil 2 der Trilogie geht fast nahtlos dort weiter, wo Teil 1 endet. Richie hat sich im Dämonenhaus eingelebt, Sandy und Nathan sind ein Paar, mit den ganz normalen Problemen, die ein Teenagerpärchen so hat. Mit Lilli und ihrem Dämonengehilfen Zoot tauchen zwei neue, schillernde Charaktere auf. Lilli verkörpert Lebenslust; sie zieht vor allem farbige und bunte Dämonen an, ihr alter Käfer und der Wohnwagen, in dem sie lebt, erinnert an einen Hippiewagen. Nate ist ziemlich schnell von ihr fasziniert und zwischen den Mädchen hin- und hergerissen. Einerseits mit Sandy zusammen, aber dann will er Zeit mit Lilli verbringen und speist Sandy mit Ausreden ab – die natürlich eifersüchtig wird. Trotzdem hält sie weiter zu ihren Freunden und auch im Kampf gegen den Dämonenfresser steht sie ihre Frau.

 

Auch hier gewinnt das Buch eindeutig durch den Schreibstil von Royce Buckingham. Die Idee der Story war auch wieder wirklich gut, leider aber manchmal zu kurz und knapp gehalten. Es scheint stellenweise, als hätte der Autor das Buch in Eile geschrieben. Auch hier hätte ich mir gewünscht, dass die Charaktere etwas mehr Tiefgang hätten. Dafür bringen die eingestreuten Anekdoten der Dämonen und der besessenen Möbel einigen Witz in das Ganze: Streitende Masken, herumwandernde Betten, ein Teppich, der zur Stolperfalle wird – dies hat einen ganz eigenen Charme.

 

Mein hauptsächlicher Minuspunkt: Auch hier gefällt mir der deutsche Titel nicht – mürrische Monster findet man in diesem Buch nicht, dafür aber einen „Demoneater“.

 

Auch hier wieder mehr für ältere Jugendliche geeignet, aber auch Erwachsene können ihren Spaß mit diesem Buch haben.

 

Februar 2015

 

Fiese Finsterlinge (Band 3)

 

Die freigelassenen Dämonen, die den Dämonenfresser überlebt haben, treiben nun ihr Unwesen in Seattle. In der Stadt herrscht ein Ausnahmezustand: Ein Rostdämon lässt Autos auseinanderfallen, Bücherwürmer verwüsten die Bibliothek und lassen leere Bücher zurück, Statuen wandern herum und hinterlassen eine Spur der Zerstörung. Lilli, Richie und Sandy haben alle Hände voll zu tun, um das Chaos einzudämmen. Mehr als einmal geraten sie in Gefahr, aber mit Hilfe des Dämonen Zoot meistern sie diese. Nate dagegen, der nach der Freilassung „seiner“ Dämonen erfahren hat, wer vor vielen Jahren für das Schiffsunglück, bei dem seine Eltern ums Leben kamen, verantwortlich war, macht sich davon, um diesen Dämon zu jagen und zu vernichten. Begleitet wird er von Nik und Pernikus, die ihren Hüter nicht im Stich lassen wollen. Nach einem Sturm auf offener See wird Nate auf einer Plastikinsel angespült. Hier leben Umweltaktivisten, die auf die Verschmutzung der Meere durch Plastik aufmerksam machen wollen und versuchen, diesen Müll zu entsorgen. Nate wird von den Bewohnern als Eindringling gesehen und nur dank der Fürsprache von Carma wird er ins Team aufgenommen. Doch Carma hat andere Beweggründe als reine Freundlichkeit.

 

Auch der dritte Teil der Reihe fügt sich nahtlos an die Geschehnisse des Vorgängers an. Das Haus ist zerstört und leer, Nate ist weg. Lilli, Sandy und Richie versuchen alles, um ein gemütliches und bewohnbares Zuhause zu schaffen und nebenbei dem Chaos in der Stadt Einhalt zu gebieten. Die drei sind gute Freunde geworden – auch Lilli und Sandy, trotz der ursprünglichen Eifersüchteleien – und sind im Team fast unschlagbar. Nate ist getrieben von Rache, als er auf der Plastikinsel strandet. Dank der Planung von Carma und der Hilfe seiner Dämonenfreunde schafft er die Flucht – die nicht ohne Chaos und Zerstörung von Statten geht. Und Nate hat trotzdem wieder einmal nichts Besseres zu tun, als ein Mädel interessant zu finden und zu überlegen, wie er das vor Sandy geheim halten kann.

 

Gut gefallen hat mir, dass sich die Charaktere Lilly, Richie und Sandy weiter entwickelt haben. Sandy ist nach wie vor sehr verantwortungsbewusst, Richie noch immer chaotisch, aber immer zur Stelle und auch Lilli lässt ihre Freunde nicht im Stich. Nate dagegen ist noch immer der eher linkische und unsichere Junge. Was sich in den beiden ersten Bänden für mich schon abgezeichnet hat, hat sich bewahrheitet: Der Typ geht mir auf den Nerv. Auch sonst hat sich im Abschluss der Reihe einiges geändert: Der Schreibstil ist zwar immer noch locker und leicht, wirkt aber stellenweise ein wenig bemüht und weniger humorvoll. Die kurzen Kapitel sind geblieben, dafür springen sie aber zwischen zwei Handlungssträngen hin und her.

 

Und auch hier muss ich wieder die Titelgebung bemängeln. Fiese Finsterlinge gibt es in diesem Buch nicht, „Demonocity“ ist hier eindeutig passender.

 

Fans der Reihe sollten auch diesen Band nicht ignorieren. Meiner Meinung ist „Fiese Finsterlinge“ leider der schwächste Teil der Trilogie.

 

Februar 2015